Der Streuobstanbau hat in Ebringen eine lange Tradition. Nach den St. Galler Mönchen waren es die Markgrafen von Baden die den Anbau geeigneter Hochstammobstsorten förderten. Unser Dorf war umgeben und durchzogen von Obstgärten, die bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur eine große wirtschaftliche Bedeutung hatten, sondern auch ein intaktes Ökosystem darstellten. Das Gros der Streuobstwiesen wurde mittlerweile dem Siedlungs- und Straßenbau geopfert. Bis in die 1970er Jahre bezahlte die EG sogar noch Rodungsprämien für Hochstammbäume. Das Obst, das es heute ganzjährig und makellos in den Supermärkten zu kaufen gibt, stammt aus Plantagen.
Aus kurzfristiger, ökonomischer Sicht macht die Pflege von Hochstammbäumen daher auch keinen Sinn. Die Pflege der Bäume ist nicht nur sehr aufwändig, sondern erfordert auch einiges an Fachwissen. Bei uns am Gaishof kommt hinzu, dass wegen der Hanglage die Obstwiesen auch nicht befahren werden können. Werkzeuge, Leitern, abgeschnittene Äste und Zweige und natürlich das geerntete Obst müssen mit Hilfe von Muskelkraft an- oder abtransportiert werden. Und das in einer Zeit, in der man versucht jede menschliche Anstrengung durch den Einsatz von Verbrennungs- oder Akkumotoren zu vermeiden.
Eine der Hauptarbeiten ist der Pflegeschnitt im Winter. Überzählige Triebe und sogenannte Wasserschosse, müssen aus der Krone herausgeschnitten werden. Dies ist vor allem bei den Jungbäumen wichtig, bei denen man durch den richtigen Schnitt einen gleichmäßigen Kronenaufbau erzielen will. Die Bodenbearbeitung, das heißt das Mähen des Grases, übernehmen größtenteils unsere Schafe, denen unsere Obstwiesen als Weide dienen. Die großkronigen Bäume spenden ihnen im Sommer zudem willkommenen Schatten.
Doch nicht nur Schafe leben hier bei uns. Der Gaishof ist ein Habitat für unzählige Insekten- und Vogelarten. Über den Wiesen kreisen Bussard, Habicht und Rotmilan auf der Jagd nach Mäusen. Turmfalken und Raben streiten sich lautstark um ihr Revier. Man hört das Klopfen von Bunt- und Mittelspecht, Grünspechte wühlen in Ameisenhaufen. Um dann sind da noch die vielen kleinen Vögel wie Bachstelze, Rotschwanz, Amsel, Blaumeise, Kohlmeise, Star, Zaunkönig, Spatz, Rotkehlchen, Schafstelze, Stieglitz, Baumläufer und Kleiber. Die Liste ist vermutlich längst nicht komplett.
Durch unsere kontinuierliche und sachkundige Pflege gedeihen bei uns am Gaishof zahlreiche alte Sorten. Bei den Äpfeln sind dies Bohnapfel, Klarapfel, Zwiebelapfel, Champagner Renette, Goldrenette, Blenheimer, Ribston, Goldparmäne, Berlepsch, Bethlemiter, Boskoop, Jakob Fischer, Jakob Lebel, Roter Gloster, Grafensteiner und Prinzenapfel. Bei Birnen freuen wir uns über Pastorenbirnen, Schweizer Wasserbirnen, Williams Christ und Karbacher Birne. Unsere Zwetschgenbäume sind die Ebringer Hauszwetschge, Bühler und Spätzwetschge. Unsere Kirschen sind die Hedelfinger Riesenkirschen, Schwarze Kracher, Rote Mulcher, kleine schwarze Schnapskirschen und als Sauerkirsche die seltene Amelbeere. Außerdem kultivieren wir noch den Ebringer Weinbergpfirsich, Walnussbäume, Quitten, Mirabellen und Kiwis.
Bis in die 1970er Jahre konnten wir einen Teil des Obstes noch als Tafelobst vermarkten. Durch veränderte Konsumgewohnheiten und Ansprüche an die Optik ist dies heute leider nicht mehr möglich. Daher verarbeiten wir das Obst heute weitgehend zu Apfelmost und Apfelsaft für die Selbstversorgung, außerdem zu Obstbränden, Likören, Chutneys, Aufstrichen, die wir am örtlichen Weihnachtsmarkt anbieten oder direkt ab Hof verkaufen.
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