Am Gaishof widmen wir uns seit jeher auch der Imkerei. Denn neben der Erzeugung von Honig sind Bienen auch unverzichtbare Bestäuber für den Obst- und Gemüseanbau.
Doch davon will ich jetzt gar nicht erzählen. Das Internet ist voll mit spannenden, toll fotografierten Stories zu Bienen, Honig und hübschen Bienenwachstüchern. Ich will stattdessen mal einen anderen Aspekt in den Fokus rücken: die Entomophagie, d. h. dass Bienen nicht nur Nahrung in Form von Honig erzeugen, sondern dass man Bienen auch essen kann. Ich habe schon viel davon gehört, dieses Jahr habe ich es aber einfach mal ausprobiert.
Im Frühjahr 2021 konnten unsere Bienen während der Obstbaumblüte aufgrund der nasskalten Witterung nur selten ausfliegen und sammelten dementsprechend kaum Honig. Und im verregneten Sommer waren die Vorräte in den Waben manchmal so dürftig, dass ich zufüttern musste, damit den Bienen die Brut nicht verhungerte. Deshalb habe ich dieses Jahr auch aufs Schleudern verzichtet und den wenigen Honig, den sie gesammelt haben, einfach in den Völkern belassen.
Das bedeutet aber nicht, dass ich gar keine Arbeit mit den Bienen hatte. Ob Honigjahr oder nicht – die Varroa-Prophylaxe darf nie vernachlässigt werden, wenn man seine Bienenvölker gesund und stark in den Winter führen will. Ein wesentlicher Bestandteil bei der Bekämpfung der für das Bienenvolk lebensgefährlichen Varroamilbe ist das Entfernen der Drohnenbrut aus dem Stock. Weshalb? Während sich der Entwicklungszyklus einer Arbeiterbiene über 21 Tage erstreckt, dauert bei der etwas größeren Drohne die Metamorphose vom Ei zum fertigen Insekt 24 Tage. Diese 3 Tage mehr weiß die Varroa-Milbe zu schätzen und legt ihrer Eier daher
bevorzugt in die Waben mit der Drohnenbrut. Deshalb entfernt man die Drohnenbrut im Frühjahr und Frühsommer regelmäßig aus dem Stock – und damit auch die schädlichen Milben. Die Drohnenbrut kommt dann in den Sonnenwachsschmelzer, wo die geschmolzenen Waben als Wachs ablaufen. Übrig bleiben die eingegangenen Drohnen, die im Misthaufen vergraben und kompostiert werden.
Dieses Jahr wollte ich jedoch mal noch etwas anderes ausprobieren. Als Kritikerin der industriellen Massentierhaltung habe ich schon häufig von Insekten als Fleischalternative und Eiweißlieferant gelesen. In vielen Teilen der Erde stehen Insekten ganz selbstverständlich auf dem Speiseplan. Drohnenbrut gilt in Japan sogar als gesunde Delikatesse, schließlich sind sind die Tierchen voller Proteine, hochwertiger Fette und Mineralstoffe. In Internet fand ich trotz unzähliger Food-Blogs und Rezeptseiten kaum praktkable Tipps zur Gewinnung und Verarbeitung von Drohnenbrut. Beispielsweise wird empfohlen, die Waben einzufrieren und die Puppen dann mit Hilfe von Flüssigstickstoff herauszulösen.
Ich zog es daher vor, die Brut gleich frisch zu verarbeiten. Ich habe die Drohnenbrut mit einem Messer entdeckelt und die Puppen dann einzeln mit Hilfe einer Pinzette aus ihren Waben geholt. Roh ohne alles schmecken sie jedoch nach nichts. Da sie mich so reinweiß und noch ohne ausgebildeten Insektenpanzer an kleine, gepulte Nordseekrabben erinnerten, habe ich sie wie diese kurz in Salzwasser blanchiert, wodurch sie einen feinen, nussigen Geschmack bekamen. Gut abgetropft röstete ich sie dann noch in etwas Olivenöl – sie wurden dadurch wunderbar knusprig und schmeckten nach Cashew-Kernen.
Alles in allem kann ich sagen, dass es sich für experimentierfreudige, kochbegeisterte Imkerinnen und Imker durchaus lohnen kann, ab und an Familie oder Freunde mit einem Drohnenbrutgericht zu überraschen. Der zeitliche Aufwand für die Zubereitung ist allerdings enorm. Man sollte schon etwas Zeit und Lust dafür übrig haben.
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